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In der Ukraine ist es momentan besonders herausfordernd, Wertschöpfungsketten aufzubauen. Das schreckt Bio-Landwirte und -Landwirtinnen nicht ab. Sie produzieren Bio-Produkte für den heimischen Markt. Möglich macht das ein Bio-Zertifikat und Unterstützung aus Deutschland.

Bioland-Magazin 05/2024
AUTORIN: Eileen Nicolai

Bio-Landwirte und -Landwirtinnen in der Ukraine lassen sich trotz des Krieges nicht unterkriegen. Die mehr als 400 Bio-Betriebe in der Ukraine 16 sind nach der EU-Verordnung zum ökologischen Landbau zertifiziert. Seit August 2023 können sich Betriebe zudem auch nach einem eigenen ukrainischen Gesetz für den ökologischen Landbau zertifizieren lassen. Mittlerweile haben ungefähr 180 Landwirte und Landwirtinnen ein Zertifikat erhalten. Zu diesem Zweck hat die ukrainische Regierung sogar ein eigenes Bio-Logo entwickelt. Dass sich die ökologische Landwirtschaft im Land immer weiter ausbreitet und sich der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen vergrößert, wird von der Regierung unterstützt. Alle Unternehmen und Betriebe, die nach dem eigenen neuen, Ökolandbau-Gesetz zertifiziert sind, registriert das ukrainische Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung in einer Datenbank.

Finanzielle Unterstützung für die Zertifizierung und für den Ausbau des Ökolandbaus kommt auch aus Deutschland. Das deutsch-ukrainische Projekt „Kooperation im ökologischen Landbau“ (COA) hat sich zum Ziel gesetzt, die ukrainische Regierung bei der Umsetzung ihres Gesetzes zum Ökolandbau zu unterstützen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert. Partner des COA-Projekts bei der Unterstützung der ukrainischen Bio-Betriebe sind verschiedene Öko-Verbände in der Ukraine, zum Beispiel die Organic Federation of Ukraine (OFU), Organic Ukraine (OU), Organic Initiative oder Biodynamika Ukraina.

Förderung in allen Bereichen

Im Dezember 2023 hat das Projekt in Zusammenarbeit mit OFU eine Kampagne zur Finanzierung der ukrainischen Bio-Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen. Es erhielten 75 kleine und mittlere ukrainische Bio-Betriebe einen Ausgleich für die Kosten der ökologischen Zertifizierung. Dabei handelte es sich zum Beispiel um ukrainische Bio-Landwirt:innen, die Ackerbau, Viehzucht oder Bienenzucht betreiben und ihre Produkte auf dem heimischen ukrainischen Markt verkaufen wollen.

„Wir sind sehr froh, dass seit August vergangenen Jahres Bio-Produzenten nach dem ukrainischen Bio Gesetz zertifiziert werden können“, sagt Dr. Stefan Dreesmann, Leiter des deutsch-ukrainischen Projekts. „Wir freuen uns auch darüber, dass wir in dieser schwierigen Situation bisher so viele Unternehmen und Landwirte dabei unterstützen konnten, das Zertifikat so schnell zu erhalten.“

Weiterhin Unterstützung nötig

Durch die Zertifizierung bieten sich den Bio-Landwirten und -Landwirtinnen neue Chancen, auch über die direkte Vermarktung hinaus. „Ich will das Bewusstsein für gesunde Bio-Lebensmittel in der breiten ukrainischen Bevölkerung schärfen und mehr Landwirte für die Bio-Produktion gewinnen“, sagt Bio-Landwirtin Olena Lykhorod. Die ukrainischen Landwirte und Landwirtinnen, die bereits ein Zertifikat erhalten haben, sind von dem ökologischen Gedanken überzeugt.bioland art

„Für mich persönlich ist die ökologische Erzeugung eine Geisteshaltung und eine Lebensweise, die vielleicht nicht einfach ist, aber ich ziehe für mich nichts anderes in Betracht, denn in erster Linie ist die ökologische Lebensmittelerzeugung mein Beitrag für meine Zukunft und die Zukunft unseres Planeten“, sagt Bio-Landwirt Vadym Chykalo. Um den Ökolandbau auch zukünftig weiter auszubauen, ist nach wie vor Unterstützung notwendig. Bio-Landwirt Serhii Gulko sagt: „Es braucht politische Maßnahmen für den Übergang der konventionellen zur ökologischen Landwirtschaft. Dafür müssen auch Forscher:innen gefördert werden, die ökologische Anbaumethoden verbessern wollen.“

Um das zu erreichen, muss aufbauend auf den schon bestehenden Strukturen in Zukunft an einer erweiterten Infrastruktur für Produktion, Logistik und Vermarktung in der Ukraine gearbeitet werden. Das sind wichtige Glieder einer Wertschöpfungskette, deren Aufbau in Zeiten des Krieges besonders herausfordernd ist. Die ukrainischen Bio-Landwirte und -Landwirtinnen verlieren jedoch nicht den Mut und bleiben zuversichtlich.

Deutsch-ukrainische Partnerschaft: Das Projekt

„Deutsch-ukrainische Kooperation Ökolandbau/Cooperation in Organic agriculture (COA)“ hilft der ukrainischen Regierung, das Gesetz zum Ökolandbau umzusetzen. Die Mitarbeiterinnen des Projektes unterstützen auch ukrainische Behörden dabei, das Personal in den zuständigen Behörden auszubilden. außerdem hat das Projekt eine digitale Wissensplattform für den ökologischen Landbau in der Ukraine entwickelt und unterstützt Organisationen beim Wissenstransfer. auch Beiträge aus dem bioland-Fachmagazin wurden für diese Wissensplattform ins Ukrainische übersetzt. Zudem werden ukrainische Öko-Verbände in ihren Aktivitäten unterstützt und seit Beginn des Angriffskrieges Russlands den Bio-Betrieben mit gezielten Hilfsaktionen geholfen. Insgesamt soll mit diesem Paket der ukrainische Ökolandbausektor gestärkt und die Vermarktung der Erzeugnisse verbessert werden. Das Projekt läuft nach jetzigem Stand noch bis August 2025.